Studentinnen punkten mit Mikroalgen-Riegel  [21.02.19]

Was kommt heraus, wenn man unternehmerisch interessierte Studierende auf reale Herausforderungen von Unternehmen loslässt? Idealerweise: innovative Impulse – und Lerneffekt auf beiden Seiten. Auf dieses Experiment erfolgreich eingelassen haben sich die beiden Masterstudentinnen Larissa Rudolph (Bioeconomy) und Pia Christ (molekulare Ernährungswissenschaft), die sich auf dem Hohenheimer Venture Weekend kennengelernt haben. Im Rahmen einer sogenannten Ekipa-Challenge haben sich die beiden mit der Frage beschäftigt, wie das Essen der Zukunft aussehen könnte. Ihre Geschäftsidee: eine gesunde Mahlzeit für unterwegs auf Basis von Mikroalgenprotein. Bei der Jury des Unternehmens Merck fand das Konzept viel Anklang.

Larissa Rudolph und Pia Christ haben beim Ideen-Wettbewerb "Frontiers of Food" der Merck KGaAin den 3. Platz belegt.


Die Uni Hohenheim will Unternehmergeist schon im Studium fördern. Unter anderem bietet sie deshalb regelmäßig sogenannte Venture Weekends an. Die Idee: Unternehmerisch interessierte Studierende aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen zusammenbringen und sie gemeinsam an eigenen Geschäftsideen tüfteln lassen.

Ob man die Ideen anschließend weiterverfolgt oder nicht, spielt erstmal keine Rolle – zu Lernen gibt es auf jeden Fall eine Menge. Vor allem aber knüpft man Kontakt mit anderen Gründungsinteressierten. Dieses Netzwerk quer durch alle Fakultäten ist wertvoll. Denn Teams, in denen unterschiedliche Kompetenzen vertreten sind, sind bei Gründungsprojekten klar im Vorteil.

Die beiden Masterstudentinnen Larissa Rudolph (Bioeconomy) und Pia Christ (molekulare Ernährungswissenschaft) haben sich beim Venture Weekend kennengelernt und sich im Anschluss gemeinsam an einem Ideenwettbewerb zum Thema „Essen der Zukunft“ beteiligt. Dafür verlieh ihnen das Unternehmen Merck und das Start-up Ekipa Ende Januar in Darmstadt den 3. Preis.

Fragebogen

Für die Reihe „Startups & Geschäftsideen made in Hohenheim“ hat Pia Christ den Fragebogen des Online-Kuriers ausgefüllt.


Kurz erklärt: Die Geschäftsidee in 3-5 Sätzen!

BAO (= chin. für Schatz und „satt sein“, angelehnt an engl. „bar“) soll ein Riegel auf Basis von Mikroalgenprotein sein, jedoch kein Proteinriegel im herkömmlichen Sinn. Der Proteinanteil soll mit 30% hoch sein, denn Protein sättigt, aber darüber hinaus soll der Riegel auch eine ausgewogene Mahlzeit ersetzen und alle Makro- und Mikronährstoffe enthalten.

Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels und der Nahrungssicherung, besonders im Hinblick auf die zukünftige Proteinversorgung, müssen neue, ressourcenschonende Proteinquellen in den Vordergrund rücken. Mikroalgen und das aus ihnen isolierte Protein könnten hierfür eine Lösung sein, denn sie binden CO2 zu Biomasse, anstatt Methan freizusetzen, wie z.B. die Rinderhaltung oder der Reisanbau.

Allerdings sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für Mikroalgenprodukte noch sehr schwierig und undurchsichtig.

Inspiration: Wie kommt man denn auf so was?


Angeregt wurde die Idee für „BAO“ durch den Uniwettbewerb von Ekipa und der Merck KGaA. Die Aufgabenstellung bestand darin, eine Geschäftsidee zu entwickeln, wie das Essen der Zukunft aussehen könnte. Vorab sollte die Zielgruppe definiert und über eine Umfrage unbefriedigte Konsumentenbedürfnisse dieser Zielgruppe validiert werden.

Wir haben anhand dieser Umfrage, deren Ergebnisse auch groß angelegte Marktstudien widerspiegeln, herausgefunden, dass Marktpotential für einen Mahlzeitenersatz besteht, der „to go“ gegessen werden kann. Insbesondere bei der zur Arbeit pendelnden Gesellschaft nimmt die Zeit, sich eine gesunde Mahlzeit zuzubereiten, weiter ab. Vor allem unterwegs wird aus Bequemlichkeit dann auf Fast Food oder Bäckersnacks zurückgegriffen.

Auszeichnung: Was hat es mit den Ekipa-Challenges auf sich?

Ekipa ist selbst ein Start-up der Goethe-Universität Frankfurt und bietet sog. „challenge-based Innovations“ an, d.h. Unternehmen kommen mit einer Problemstellung auf Studenten zu und im Rahmen eines Wettbewerbs wird dann die beste Lösung gefunden und prämiert.

Natürlich haben wir uns beide sehr über das Preisgeld für den dritten Platz gefreut! Die Erfahrungen, die wir für uns auf diesem Gebiet mitgenommen haben, sind aber noch deutlich mehr wert.

Hohenheimer Impulse: Welche Rolle spielte für Euch das Hohenheimer Venture Weekend?


Zur Teilnahme am Wettbewerb wäre es nie gekommen, wenn Larissa und ich uns nicht auf dem „Venture Weekend“ kennengelernt hätten, das von Prof. Dr. Andreas Kuckertz und seinem Team organisiert wurde.

Das diesjährige „Venture Weekend“ stand unter dem Motto „Startup Green“. Es ging darum, an einem Wochenende ein Team mit anderen Studenten zu bilden und gemeinsam an einer „grünen“ Geschäftsidee zu arbeiten oder diese zu entwickeln. In einem finalen „Pitch“ – einer Überzeugungsrede vor potentiellen Investoren – wurde das Ergebnis einer Jury präsentiert.

Larissa und ich haben zusammen in einem Team gearbeitet. Als ich dann später von der Ekipa-Challenge erfuhr, war Larissa sofort mit dabei.

Welche Unterstützung habt ihr darüber hinaus an der Uni Hohenheim erfahren?

Bei allen Fragen rund um die Unternehmensgründung hatten wir tolle Unterstützung von Gründungsreferentin Frau Dr. Ballesteros und bezüglich der Umfragegestaltung von Frau Prof. Ströbele-Benschop vom Fachgebiet Angewandte Ernährungspsychologie.

Dass es mir möglich war, neben meiner Masterarbeit an einem solch zeitintensiven Projekt teilzunehmen, verdanke ich meinem Betreuer apl. Prof. Axel Lorentz. Auch seitens der Merck KGaA hatten wir durch zwei Inhouse Consultants hervorragende Unterstützung.

Zukunft: Was habt ihr gelernt? Wie geht es weiter?

Durch die Teilnahme am Venture Weekend, aber auch durch die „Frontiers of Food Challenge“ habe ich sehr viel darüber gelernt, wie entscheidend Planung, Strukturierung und konsequente Aufgabenverteilung für ein erfolgreiches Projekt sind. Mit Abstand am wichtigsten waren aber das funktionierende Team und die Persönlichkeit der einzelnen Teammitglieder. Ein Problem in kurzer Zeit sauber herauszuarbeiten und dann nach einer Lösung im Team zu suchen, ist ein spannender Prozess. Es geht also um Qualifikationen, die man nicht sich nicht unbedingt über den Besuch von Vorlesungen aneignet.

Aktuell werden wir beide erst mal unser Studium abschließen. Ob dann eine von uns Gründerin wird, wird man sehen. „BAO“ war auf jeden Fall ein erster, erfolgreicher Schritt in diese Richtung.


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