KI für bessere Straßen [04.02.22]
Nach seinem Masterabschluss in Agribusiness an der Uni Hohenheim startet Danilo Jovicic-Albrecht durch: Als einer von drei Geschäftsführern gründete er 2017 das Startup vialytics, das heute über 30 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Mit künstlicher Intelligenz Straßenschäden entdecken, Arbeitsaufwand und Kosten für Kommunen verringern und so die Verkehrssicherheit erhöhen: Dieses Geschäftsmodell überzeugte auch die Jury des Stuttgarter Wirtschafts- und Innovationspreises, der im November 2021 zum ersten Mal vergeben wurde. Der 1. Platz ist mit 50.000 € dotiert.
Startup-Steckbrief: Vialytics GmbH
Danilo Jovicic-Albrecht
Kurz erklärt: Die Geschäftsidee in 3-5 Sätzen!
Die Beurteilung von Straßenschäden ist für Kommunen bisher aufwendig und erfolgt z.T. subjektiv. Mit vialytics haben wir eine Technologie zur automatisierten und objektiven Straßenzustandserfassung entwickelt. Zum Einsatz wird lediglich unser Smartphone benötigt: Dieses wird z.B. mit einem Saugnapf an der Windschutzscheibe eines beliebigen Bauhoffahrzeugs montiert. Während der Streckenkontrolle fotografiert unser System Straßen und Radwege, misst Erschütterungen und wertet die Daten automatisch mittels künstlicher Intelligenz aus. Die Ergebnisse werden unmittelbar in ein komplettes System für das kommunale Straßenmanagement eingespeist. Hier lassen sich dank der aktuellen Bilder wirksame Maßnahmen planen und alle Aufgaben der Erhaltung und Unterhaltung an einem Ort organisieren.
Vialytics |
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An der Windschutzscheiber oder am Fahrradlenker: Mit der Technologie von vialytics und einem Smartphone lassen sich Straßenschäden so einfach aufspüren wie nie. Fotos: vialytics. Mehr: |
Neu, anders, besser: Warum hat das Unternehmen Potential?
Der technologische Mehrwert des vialytics Systems gegenüber bestehenden Lösungen entsteht durch die selbstentwickelte künstliche Intelligenz. In Gesprächen mit Mitarbeiter:innen des Tiefbauamts erfuhren wir, dass es bisher keinen effizienten Prozess für die Erfassung und Beurteilung von Straßen gab. Herkömmliche Anbieter benötigten Monate bis Jahre, um Videoaufnahmen manuell auszuwerten, Inspektionen waren teuer und langwierig. Unser Ansatz hingegen befähigt Kommunen und Landkreise, eigenständig Befahrungen durchzuführen und die automatisch ausgewerteten Daten direkt für Entscheidungsprozesse zu nutzen.
Inspiration: Wie kommt man denn auf sowas?
Der initiale Impuls zur Gründung entstand aus einem gemeinsamen Projekt zur Zukunftsvision „Autonomes Fahren“. Dabei stellten wir fest, dass es autonome Fahrzeuge auf den schlechten Straßen in Deutschland aktuell schwer haben würden. Deshalb sprachen wir mit Mitarbeiter:innen von Tiefbauämtern und entdeckten so das große Optimierungspotenzial im kommunalen Sektor ─ et voilà, die Idee für vialytics war geboren.
Team: Wer steckt hinter Vialytics?
vialytics wurde 2017 von den drei Geschäftsführern Achim Hoth, Patrick Glaser und Danilo Jovicic-Albrecht gegründet. Für den Erfolg des Unternehmens vertrauen wir einem internationalen Team aus über 30 Mitarbeiter:innen in den Bereichen Sales, Customer Success, Marketing, HR, Backend-, Frontend- und Full-Stack-Entwicklung sowie Data Science. Unser Firmensitz befindet sich im Herzen von Stuttgart.
Impulse: Wie hat Ihr Studium in Hohenheim das Projekt beeinflusst?
In Hohenheim habe ich gelernt, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit einhergehen. Maßnahmen, die die Nachhaltigkeit erhöhen oder Unternehmen, die einen positiven Impact leisten, muss man als Investment verstehen. Und weil ein Investment dadurch gekennzeichnet ist, dass es einen Return gibt, geht die Rechnung für das Unternehmen auf. Und ganz nebenbei auch für die Gesellschaft. Seitdem ich das Prinzip verstanden habe, war es immer mein Ziel ein Unternehmen zu gründen, das einen positiven Impact leistet und dabei wirtschaftlich ist. Bei vialytics ist das der Fall.
Gründer-Gefühle: Was treibt Sie an?
Ganz persönlich treibt mich an etwas zu arbeiten, das sinnvoll ist und einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leistet. Das ist ein sehr fundamentaler Antrieb, den der Glauben an eine bessere Welt erzeugt. Gleichzeitig habe ich als Gründer die Freiheit ein Unternehmen zu gestalten und somit eine Organisation aufzubauen, die mittlerweile 40 Mitarbeitenden ein Umfeld bietet, in dem man gerne 40 Stunden die Woche verbringt.
Auszeichnung: Was bedeutet der Stuttgarter Wirtschafts- und Innovationspreis für Sie?
Als gebürtigen Stuttgarter macht mich diese Auszeichnung sehr stolz. Meiner Heimatstadt, der ich stets treu geblieben bin, fühle ich mich sehr verbunden. Ich bin froh darüber, dass die Stadt das Potenzial unseres Produkts erkannt hat und auf diese Weise würdigt. Es ist aber vor allem auch eine tolle Bestätigung für die Stärke unseres Teams. Ich bin dankbar, dass wir so viele motivierte und tolle Menschen bei uns haben.
Rückblick: Was bewegte Sie in den letzten Monaten?
Als junges Unternehmen agieren wir generell sehr dynamisch und sind schnelle Richtungswechsel gewohnt. Dennoch war der Beginn der Corona-Pandemie ein Moment, der schwierig zu meistern war. Wir hatten von einem Tag auf den nächsten keinen Kontakt zu unseren Partnerkommunen und Interessenten. Weil in der öffentlichen Verwaltung mobiles Arbeiten nicht möglich war, gab es also keine Diensthandys und E-Mails wurden auch nicht beantwortet. Das hat sich zum Glück nach ein paar Wochen gelegt. In Summe war das aber eine gute Erfahrung, weil die Notwendigkeit zur Digitalisierung der Verwaltung in der Krise aufgedeckt wurde. Jetzt hilft uns dieser Trend bei der Markterschließung.
Zukunft: Wo sehen Sie Ihr Startup in einem Jahr?
In einem Jahr sind wir in mehreren hundert Kommunen in Deutschland im Einsatz. Auch in Frankreich etablieren wir uns als Standardlösung für effizientes Straßenmanagement. In Stuttgart kennt man vialytics als attraktiven Arbeitgeber für all diejenigen, die in einem wachsenden Unternehmen an sich wachsen wollen.