Jute-Tee im Uni-Shop – mehr als nur gesund  [02.12.17]

Jute? Dabei denken die meisten wohl an Stofftaschen. Jute-Tee ist in Deutschland dagegen nahezu unbekannt. Das Hohenheimer Start-up „Intertrop“ will das ändern. Der Clou: Wertvolle Inhaltsstoffe machen das traditionelle Getränk nicht nur zum kerngesunden „Super-Food“ – der Export des Tees könnte für Jute-Bauern in Bangladesch auch eine interessante zweite Einnahmequelle sein. Denn während der Kultivierung der Jutepflanze für die Produktion von Fasern kann ein kleiner Teil der Blätter geerntet und für die Herstellung von Tee verwendet werden. Diese Idee überzeugte nicht nur Partner in Bangladesch, sondern auch an der Uni Hohenheim: 2018 ist der Jute-Tee aus nachhaltigem Anbau als eines der neuen Jubiläums-Produkte im Uni-Shop erhältlich.

Team des Hohenheimer Startups Intertrop: Mizanur Rahman, Julian Kofler und Julian Börner.


Gute Ideen entstehen oft auf Umwegen: Als die Hohenheimer Jung-Unternehmer Julian Kofler, Mizanur Rahman und Julian Börner im Frühjahr 2016 zum ersten Mal gemeinsam nach Bangladesch reisen, wollen sie eigentlich mit Kleinbauern ins Gespräch kommen, um sie als Partner für nachhaltig produzierte Verpackungsmaterialien und trendige Tragetaschen aus der Jutefaser zu gewinnen.

Dank Mitstreiter Mizanur Rahman, der aus Bangladesch stammt, funktioniert die Kommunikation vor Ort sehr gut. So gut, dass Jute-Bauern das neugierige Team aus Hohenheimer auf eine Tasse Tee einladen. Ein Tasse Tee, die alles verändern wird.

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Ab 6.12. ist der Jute-Tee als Jubiläums-Produkt über den Online-Shop der Uni Hohenheim verfügbar. Bei der Nikolausverkaufsaktion (6.12.) ist der Tee auch mitttags am Stand in der Mensa erhältlich, inklusiver kostenloser Kostproben!

Vom Jute-Beutel zum Tee-Beutel

„Selbst Mizanur, der in Bangladesch aufgewachsen ist, hatte bis dahin noch nicht davon gehört, dass die Blätter der Jute-Pflanze in ländlichen Regionen traditionell für einen Gesundheits-Aufguss verwendet werden“, erzählt Julian Kofler.

Der fein-herbe Jute-Tee überzeugte die Jung-Unternehmer dabei nicht nur geschmacklich.

„Wir waren vom ersten Moment an von dem Tee fasziniert. Zum einen, weil ihm von der lokalen Bevölkerung regelrechte Wunderkräfte zugeschrieben werden. Zum anderen weil wir darin eine wirtschaftliche Chance für die Region sehen: Denn während die Jutepflanzen für die Fasergewinnung heranwachsen, kann ein kleiner Teil der Blätter für die Herstellung von Jute-Tee geerntet werden. Wie viele Tee-Blätter so tatsächlich entnommen werden können, muss zwar noch getestet werden, theoretisch könnten die Jute-Bauern aber auf ein und demselben Feld zwei Produkte ernten“, so Kofler.

Nach ersten Labor-Analysen in Deutschland fühlt sich das Team weiter bestätigt. Die Untersuchungen attestieren den Jute-Blättern einen ungewöhnlich hohen Gehalt an Eisen, Calcium und Kalium. Aber auch was Antioxidantien, Vitamine und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffen betrifft, muss sich Jute-Tee nicht hinter sogenannten „Super Foods“ verstecken.

Die ursprüngliche Geschäftsidee, Jute-Verpackungsmaterialien und nachhaltig und fair produzierte Taschen im trendigen Look auf den Markt zu bringen haben die Gründer inzwischen mit ihrem Startup „Intertrop“ in die Tat umgesetzt. Im Gegensatz zu den verbreiteten Pendants aus Baumwolle können diese den gängigen Namen „Jute-Beutel“ dabei zu Recht für sich beanspruchen.

Doch die Idee, den geheimnisvollen Jute-Tee nach Deutschland zu bringen, lässt das Team seit der ersten Tasse ebenfalls nicht mehr los.

Startup-Idee entstand nach der Vorlesung

Kennengelernt haben sich Julian Kofler und Mizanur Rahman als Studenten des internationalen Masterstudiengangs Agritropics an der Uni Hohenheim.

Wertvolle Inhaltsstoffe des Jute-Tees

  • Hoher Gehalt an Antioxidantien
  • Hoher Kaliumgehalt
  • Hoher Calciumgehalt
  • Hoher Eisengehalt
  • Hoher Anteil an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen
  • Reich an Vitamin A, C und E
  • Hoher Eiweißanteil
  • Kein Coffein bzw. Teein

Inhaltsstoffe und Nährwertangaben im Detail...

„In den englischsprachigen Vorlesungen des Studiengangs sitzen Studierende aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern gemeinsam im Hörsaal. Unsere Profs haben immer gesagt: Nutzen Sie diese Chance – und stellen Sie gemeinsam etwas auf die Beine! Das haben wir uns zu Herzen genommen“, erinnert sich Julian Kofler.

Schnell fassten die beiden Kommilitonen zusammen mit dem Hohenheimer Alumnus Julian Börner den Vorsatz, gemeinsam ein Startup zu gründen.

Auf der Suche nach Geschäftsideen fokussierten sie sich dabei auf landwirtschaftliche Produkte aus Bangladesch, der Heimat von Mizanur Rahman. Dabei landete das Team schnell beim Thema Jute. Denn die Jutefaser-Produktion gehört neben der Textil-Industrie in Bangladesch zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen – es existiert sogar ein eigenes Textil- und Jute-Ministerium.

Jute-Ministerium finanziert Feld-Studie

Von dort erhalten die Jung-Unternehmer bei ihrem Jute-Tee-Projekt inzwischen sogar Unterstützung: Auf einer Innovationsmesse zeigten sich Vertreter des Ministeriums von der Vision so beeindruckt, dass sie kurzerhand eine Feldstudie zur Doppel-Nutzung der Jute-Pflanze bewilligten. Intertrop ist dabei als Berater offiziell mit im Boot, und so beraten Julian Börner und Mizanur Rahman derzeit die Jute-Bauern vor Ort in Bangladesch.

„Die Studie soll ausloten, wie viele junge Tee-Blätter man ernten kann, ohne das weitere Gedeihen der Pflanze zu sehr zu beeinträchtigen, die später ja für die Faserproduktion genutzt werden soll“, erklärt Kofler. „Zum anderen untersuchen wir, ob Jute-Anbau für die Tee-Produktion auch außerhalb der Hauptsaison möglich ist. Normalerweise wird Jute lediglich in der Regenzeit zwischen März und Oktober angebaut. Bauern kultivieren in der Nebensaison hauptsächlich Gemüse, da für die Faserproduktion Temperatur und Niederschlag zu gering und die Tageslängen zu kurz sind.“

Verschiedene Geschmacksrichtungen in Bio-Qualität

Parallel zur Feldstudie haben sich die Hohenheimer Unternehmer schon mal an die Produktentwicklung gemacht. Bis die Doppel-Nutzung der Jute-Pflanzen in größerem Maßstab umgesetzt werden kann, nutzt das Startup dafür zunächst Jute-Pflanzen, die von Kleinbauern in der Region Manikganj, speziell für die Tee-Produktion angebaut werden.

„Wichtig war uns von Anfang an, dass wir die Kleinbauern überzeugen können, auf biologischen Anbau umzusteigen“, berichtet Kofler. „Wir haben uns für die Gespräche mit den Kleinbauern viel Zeit genommen. Sie sind den Anbau ohne chemische Düngemittel und ohne den Einsatz von Pestiziden gerade während den Fruchtfolgen in den Wintermonaten nicht gewohnt. Deshalb mussten wir zuerst einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um ihnen die Angst vor Einkommensverlusten zu nehmen. Zum Glück stießen wir letztendlich auf offene Ohren.“

Um zusätzliche Geschmacksrichtungen zu kreieren, experimentierte das Team außerdem mit verschiedenen Beimischungen, wie Ingwer, Zitronenverbene oder Minze – selbstverständlich ebenfalls in zertifizierter Bio-Qualität.

Jute-Tee im Uni-Shop – Auftakt: Nikolaus-Verkauf am 6.12.

Erhältlich ist der Jute-Tee bereits in einigen Welt-Läden in der Region Stuttgart – entweder in einer klassischen Papier-Verpackung oder stilecht im Jute-Säckchen.

Auch an der Uni Hohenheim überzeugte das Startup mit seinem nachhaltig-innovativen Produkt: Anlässlich des 200-jährigen Uni-Jubiläums wird der Jute-Tee 2018 ein Jahr lang über den Uni-Shop und als besonderes Giveaway verfügbar sein.

Eine erste Gelegenheit, den Tee und weitere neue Jubiläums-Produkte zu erwerben, gibt es beim großen Nikolaus-Verkauf am 6. Dezember in der Mensa. Neugierige können hier auch einzelne Teebeutel als kostenlose Kostprobe mit nach Hause nehmen.

Text: Leonhardmair


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